6 Stärken wir selbstständige Frauen und Gründerinnen stärken wir damit die Innovationskraft Deutschlands Bessere Bedingungen für Gründerinnen für ein soziales, innovatives und nachhaltiges Deutschland!

Die SPD Bayern möge im Landtag darauf hinwirken, dass sich Bayern der niedersächsischen Bundesratsinitiative anschließt, Mutterschutz für Selbständige gesetzlich zu verankern. Außerdem möge die SPD sich dafür einsetzen, dass es eine Lösung gibt, die Bezahlung der Betriebskosten während des Mutterschutzes sicherzustellen, ohne diese Kosten allein betroffenen Frauen über eine Versicherung aufzubürden.

Die SPD Bayern wird aufgefordert, eine Anfrage im Landtag zum Thema zu stellen, ob Beratungen für Gründerinnen und Unternehmerinnen auf Landkreisebene bestehen und ob diese sich spezifisch an Frauen richten. Hierfür ist auch eine Geschlechterquote in der Beratung festzustellen. Sollte innerhalb der benachbarten Landkreise kein spezifisches Angebot vorliegen, so sollen die entsprechenden Kreisverbände dazu aufgefordert werden, sich für ein entsprechendes spezifisches Beratungsangebot einzusetzen. Hierbei ist auf die Qualität der Beratung zu achten.

Die SPD Kreisverbände werden aufgefordert, zu eruieren, wie das Verhältnis Gründerinnen und weibliche Business Angels bei ihnen vor Ort ist. Liegen die Quoten unter dem deutschen Durchschnitt sollen Landkreise, auch in Zusammenarbeit mit Nachbarlandkreisen aufgefordert werden, entsprechende Maßnahmen anzuregen, damit zumindest der Bundesdurchschnitt erreicht wird.

 

Begründung:

Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Die digitale und grüne industrielle Modernisierung erfordert innovative Lösungen und neue Denkansätze. Um diese Aufgaben erfolgreich zu meistern und unsere Wirtschaft zukunftsfähig zu gestalten, müssen wir das enorme Potenzial von Gründerinnen besser nutzen und den Anteil von Frauen in der Unternehmensgründung deutlich erhöhen.

Unternehmen, die von Frauen gegründet und geführt werden, leisten einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des deutschen Mittelstands und zur Förderung nachhaltiger Geschäftsmodelle. Studien belegen, dass frauengeführte Start-ups häufiger auf soziale und ökologische Aspekte ausgerichtet sind und Innovationen in gesellschaftlich relevanten Bereichen wie Bildung und Gesundheit vorantreiben. Zudem zeigen diverse Führungsteams eine höhere Innovationskraft und erwirtschaften oft bessere finanzielle Ergebnisse. Diese Faktoren tragen maßgeblich zur Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei.

Für Gründerinnen selbst bietet der Schritt in die Selbstständigkeit zahlreiche Vorteile: Von der Möglichkeit zur Selbstverwirklichung über eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie bis hin zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Als erfolgreiche Unternehmerinnen werden sie zu Vorbildern für andere Frauen und tragen so zu einem positiven gesellschaftlichen Wandel bei. Durch den Aufbau wertvoller Netzwerke und die persönliche Weiterentwicklung, die mit den Herausforderungen der Selbstständigkeit einhergeht, profitieren Gründerinnen sowohl beruflich als auch persönlich.

Es liegt in unser aller Interesse, die Rahmenbedingungen für Gründerinnen zu verbessern und sie in der Selbstständigkeit zu unterstützen oder bestehende Hürden zu beseitigen. Nur so können wir das volle Potenzial unserer Gesellschaft ausschöpfen und Deutschland als Innovationsstandort nachhaltig stärken.

Eine Stärkung der Unternehmerinnen sollte umfassend gedacht werden und folgende drei Teilbereiche adressieren.

  1. Vereinbarkeit von Familie und Beruf
    2. Beratung ausbauen und Netzwerke stärken
    3. Gesellschaftlichen Wandel fördern

Es existieren bereits zahlreiche Initiativen und Maßnahmenkataloge. Als SPD können wir einen Beitrag leisten, dass die geplanten Maßnahmen auch hier umgesetzt werden und die Unternehmerinnen erreichen.

1.   Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Auch wenn es wünschenswert wäre, dass dieses Thema Unternehmer gleich beträfe wie Unternehmerinnen, so ist die gesellschaftliche Realität leider immer noch so, dass die Hauptlast der Familien- und Care-Arbeit immer noch bei den Frauen liegt. Weiterhin gibt es allein durch die Biologie gegebene Herausforderungen, vor denen Unternehmerinnen stehen.

Mutterschutz ist für Unternehmerinnen nicht vorgesehen, sondern nur für Angestellte.  Das führt Unternehmerinnen vor existentielle Probleme, die auch die Arbeitsplätze ihrer Unternehmen betreffen. Viele Selbstständige arbeiten daher schon wieder kurz nach der Geburt, was weder für das Kind noch für die Mutter gut ist. Es gibt zahlreiche Initiativen, dies zu ändern. Die SPD wird aufgefordert, darauf hinzuwirken, dass das Familienministerium entsprechende Gesetzesinitiativen noch in dieser Legislatur umsetzt.

Weiterhin soll die SPD Bayern sich dafür einsetzen, dass die während der Abwesenheit der Mutter weiterlaufenden Betriebskosten, ohne dass Umsätze erzielt werden, abgesichert werden können. Gerade bei Soloselbstständigen bilden weiterlaufende Betriebskosten bei fehlendem Umsatz ein erhebliches Insolvenzrisiko. Daher ist es wichtig, dass auch diese bei der Mutterschaftszeit berücksichtigt werden. Bei der Finanzierung dieser Maßnahme sollte dabei darauf geachtet werden, dass die Kosten nicht allein von den betroffenen Frauen getragen werden müssen. Selbstständige Frauen tragen durch die bestehende Unwucht bei den freiwilligen Kranken-Versicherung schon einen erheblichen Teil der sozialen Kosten. Daher sollte die Lösung eine Querfinanzierung aus Steuermitteln oder/und aus einer Umlage beinhalten.

2.   Beratung ausbauen und Netzwerke schaffen

Die Gründungsquoten von Frauen sind gerade im ländlichen Raum niedriger als in Metropolen. Abhilfe kann hier ein an die Zielgruppe Gründerinnen und ihren spezifischen Herausforderungen ausgerichtetes Beratungsangebot schaffen. Dieses Angebot ist für gründungswillige Frauen oder Unternehmerinnen in Umbruchsituationen nicht immer leicht zu finden, gerade im ländlichen Raum.

Netzwerke sind ein wesentlicher Bestandteil für eine erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit vor Ort. Für Frauen kann dies eine Herausforderung darstellen.[i] Dies trifft insbesondere auf die wichtige Funktion von Business Angels zu. Es ist daher wichtig, dass auch auf Landkreisebene bekannt ist, wie das Verhältnis weiblicher Business Angels zu gründungswilligen Frauen ist.

3.   Gesellschaftlichen Wandel fördern

Das Bild von Unternehmertum ist oft noch sehr männlich geprägt. Hierzu gibt es viele Initiativen, die eine Verbesserung herbeiführen sollen. Dass wir noch lange nicht am Ziel sind, sehen wir, wenn wir uns die Situation der Finanzierung für weiblich geführte Gründungen und Unternehmen ansehen.

Aktuelle Studien belegen eine eklatante Ungleichheit in der Kapitalverteilung zwischen männlich- und frauengeführten Unternehmen. In Europa erhalten von Frauen geführte Start-ups lediglich zwei Prozent des von Kapitalgebern bereitgestellten Geldes. In Deutschland ist die Situation besonders gravierend: 2023 flossen nur 2% des gesamten investierten Risikokapitals (102 Millionen Euro) an Start-ups mit rein weiblichen Gründungsteams, während Start-ups mit ausschließlich männlichen Gründern 87% des Kapitals (4,9 Milliarden Euro) erhielten[ii]. Dies bedeutet, dass deutsche Gründerinnen fast neunmal weniger Finanzierung bekommen als ihre männlichen Pendants. Besonders auffällig ist, dass der Frauenanteil in Gründungsteams mit zunehmender Finanzierungssumme sinkt. Bei Start-ups mit Finanzierungen von mindestens 50 Millionen Euro betrug der Frauenanteil in den Gründungsteams nur noch 1,8%. Diese Zahlen verdeutlichen die strukturellen Benachteiligungen, mit denen Frauen bei der Unternehmensgründung und -finanzierung konfrontiert sind. Sie unterstreichen den dringenden Handlungsbedarf für mehr Gleichberechtigung im Start-up-Ökosystem. Diese Zahlen verdeutlichen auch, dass wir nachhaltig Gleichberechtigung in Deutschland nur erreichen können, wenn wir diese Ungerechtigkeit beseitigen.[iii]

Die SPD kann hier einen positiven Beitrag leisten. Die SPD Bayern möge sich dafür einsetzen, dass wann immer Parteimitglieder in entsprechende Funktionsämter gelangen wie z. B. in Aufsichtsratspositionen gerade bei Banken und Sparkassen dieses Thema aufzunehmen. Sie sollen aktiv darauf einwirken, dass Finanzierungen für Frauen und alle nicht männlichen Personen ausschließlich nach sachlichen Kriterien richten. Gibt es im Umfeld kein entsprechendes Risikokapital, so soll darauf hingewirkt werden, dass diese Finanzierungsmöglichkeiten diskriminierungsfrei zugänglich sind.

 

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