G4 Sexualkunde reformieren, „Tag des Lebens“ abschaffen!

Status:
Nicht abgestimmt

Die neue Rechte hat es sich zur Aufgabe gemacht, den fortschreitenden Kampf für
Gleichberechtigung der LGBTIQA+-Community zum Ziel ihres Hasses und ihrer Hetze zu
machen. Jegliche Form der sexuellen Aufklärung wird tabuisiert und als Gefahr für das
Kindswohl gebrandmarkt. Dies ist nicht nur queerfeindlich, sexistisch und homophob –
sondern auch eine Gefahr für die körperliche und psychische Gesundheit vieler Menschen.
Eine frühe Aufklärung und Sensibilisierung ist für Schüler*innen von zentraler Bedeutung,
dafür muss diesem wichtigen Thema auch ausreichend Raum in der Lehrer*innenausbildung
gegeben werden.

Auch in den Schulen und dem Sexualkundeunterricht spiegelt sich dieser Stellenwert
gegenwärtig kaum wider. Es braucht eine Abkehr von Sexualität als Tabu-Thema und ein
reflektiertes Auseinandersetzen mit und Aufbrechen von Sexualisierung in unserer
gegenwärtigen patriarchalen Gesellschaft.

Die bayerische Staatsregierung hat mit der Einführung des „Tag des Lebens“ ein Format ins
Leben gerufen, das religiöser und sexistischer Propaganda gegen das Recht auf
Schwangerschaftsabbrüche eine Bühne in den Klassenzimmern des Landes bietet.
Sprecher*innen mit religiösem Hintergrund, in den allermeisten Fällen Gegner*innen des
Rechts auf Schwangerschaftsabbrüche, wird eine Bühne geboten, anstatt dass die Schulen
ihrem ausgewogenen Informations- und Aufklärungsauftrag nachgehen. Weltweit zeigt sich,
wie fragil die Rechte von FLINTA*s und LGBTQIA* Menschen sind – und Bayern steht
ebenfalls seit jeher in der ersten Reihe, diese Rechte klein zu halten. Für uns ist klar: Der
„Tag des Lebens“ muss unverzüglich abgeschafft werden!

Statt religiösem Fundamentalismus und einseitiger Einflussnahme auf Kinder und
Jugendliche fordern wir eine radikale Veränderung in der Sexualkunde in Bayern. Die Schule
hat einen Bildungs- und Erziehungsauftrag und ist daher dazu verpflichtet, Aufklärungsarbeit
zu leisten – unabhängig vom Standpunkt der Eltern zum Thema. Wir fordern einen
Sexualkundeunterricht aus einer feministischen Perspektive, der folgende Themen umfasst:

  • Enttabuisierung von Sex, Sexualität, Gender, Geschlecht und Menstruation,
  • Gleichwertigkeit aller LGBTQIA* Menschen, Menschen aller Geschlechter und verschiedenen non-konformen Äußerungen von Sexualität und Geschlecht,
  • Kritisches Hinterfragen des patriarchalen Familienbildes, Heteronormativität und binärer Geschlechtsvorstellungen,
  • Sensibilisierung für erlernte Geschlechterrollenbilder in einer patriarchalen Gesellschaft, insbesondere die Rolle und Verantwortung von Männern in dieser und Aufklärung über toxische Maskulinität
  • Lernen über den menschlichen Körper, biologische Aspekte der Menstruation, sowie biologische Reproduktionssysteme, deren spezifische Krankheitsbilder und Gesunderhaltung,
  • Prävention von sexualisierter Gewalt,
  • Die Unabdingbarkeit und Etablierung von Consent („Ja heißt Ja“) bei zwischenmenschlichen Handlungen.

Es müssen pädagogische Konzepte ernst genommen und weiterentwickelt werden, die
frühzeitig altersgerechte Sexualpädagogik in verschiedenen Schulfächern implementieren.
Eine Thematisierung im Religionsunterricht oder durch Vertreter*innen religiöser Gruppen
lehnen wir entschieden ab. Es muss klar sein, dass die persönliche Entscheidung über einen
Schwangerschaftsabbruch nur betroffenen Personen obliegt und keine
Diskussionsgrundlage für andere darstellt.

Im Zuge der Enttabuisierung von Sexualität fordern wir, dass öffentliche Einrichtungen,
insbesondere Bildungsinstitutionenmenstruierende Personen unterstützen indem sie sowohl
eine erleichterte Krankschreibung ermöglichen als auch kostenlose Menstruationshilfsmittel
wie Wärmflaschen, Menstruationsprodukte, Wärmekissen, Wärmepads und Tapes, zur
Verfügung stellen.

Schulen sollen zudem Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt leisten und Betroffenen
mit Anlaufstellen zur Seite stehen können. Dafür soll an allen Schulen geschaffen werden:

  • Safer Spaces für Frauen, Lesben, Inter, nicht binäre und trans (FLINTA*) Personen sowie für queere Schüler*innen,
  • Eine Anlaufstelle für betroffene Schüler*innen, die sexualisierte Gewalt, Mobbing, Exklusion und sexistischer Sprüche in oder außerhalb der Schule durch Mitschüler*innen, Eltern oder Lehrkräfte erleben mussten,
  • Eine Integration der bewussten Auseinandersetzung mit geschlechterspezifischen Rollenbildern, insbesondere die kritische Reflexion von Männlichkeitsbildern und -dynamiken fächerübergreifend in den Unterricht.

Darüber hinaus fordern wir die Aufsetzung eines „Wehrhafte FLINTA*s” Programms. Den FLINTA*-Schüler*innen soll ermöglicht werden zu lernen, wie man sich in verschiedenen Bereichen wie Kampfsport, Rhetorik, etc. selbst verteidigen kann. Dabei soll auch dafür sensibilisiert und herausgearbeitet werden, wie wichtig Solidarität untereinander für FLINTA*s ist.

Begründung:

Adressat*innen: Juso-Landeskonferenz, BayernSPD-Landtagsfraktion, BayernSPD-Landesparteitag

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