Die SPD Bundesfraktion und die SPD Landtagsfraktion mögen sich dafür einsetzen Gesundheitliche Schäden durch Multiresistente Keime für die Menschen abzuwenden.
Die Entwicklung und Verbreitung multiresistenter Erreger hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Seit mehreren Jahren wird das Auftreten von Antibiotikaresistenzen systematisch erfasst und dokumentiert. Dadurch weiß man heute, welches die häufigsten multiresistenten Erreger sind und welche Antibiotika gegen diese nicht mehr wirksam sind. Auf dieser Grundlage ist es zum einen möglich, gezielte Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, weil man z. B. die Infektionswege für die häufigsten Erreger kennt und angehen kann, zum anderen hat man Ansatzpunkte, um Therapeutika mit neuartigen Wirkmechanismen zu entwickeln. Einige multiresistente Erreger haben in den letzten Jahren einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Dazu gehört z. B. der weit verbreitete Methicillin-resistente Erreger Staphylococcus aureus (MRSA). Doch es gibt weitere Erreger, von denen seltener die Rede ist. Neben MRSA können beispielsweise Klebsiellen, Pseudomonaden und Enterokokken oder auch bestimmte Clostridien schwere und lebensbedrohliche Infektionen der Atemwege, der Haut-und Weichgewebe, des Magen-Darm- Trakts oder des Bauchfells verursachen. Eine Komplikation kann auch eine Verbreitung der Erreger über die Blutbahn in andere Organe sein. Man spricht in diesem Fall von einer Sepsis. Sie kann schlimmstenfalls zum Ausfall eines oder mehrerer Organe führen.
Das ist wirklich alarmierend“, sagt der Antibiotika-Experte Dr. Tim Eckmanns vom Robert-Koch-Institut zu den Funden. Klar war zwar bislang, dass Antibiotika-resistente Erreger in der Umwelt zu finden sind und sich dort ausbreiten können. Wie stark Gewässer belastet sind, ist allerdings weitgehend unbekannt, da es bislang keine systematischen Kontrollen auf solche Erreger gibt.
Ursachen für zunehmende Antibiotikaresistenzen:
- vermehrter Einsatz von Antibiotika bei Mensch und Tier
- fehlerhafte Anwendung von Antibiotika: Wird eine Antibiotikatherapie zu früh abgebrochen oder falsch dosiert, steigt das Risiko einer Resistenzbildung. Denn jene Bakterien, die noch nicht abgetötet wurden, weil sie möglicherweise etwas widerstandsfähiger sind, können sich ungehindert weiter vermehren.
Ein besonders besorgniserregender Fund war der Nachweis eines bestimmten Gens an fünf der zwölf Probenorte, des sogenannten mcr-1-Gens. Bei Bakterien, die solch ein Gen in sich tragen, wirkt das wichtige Reserveantibiotikum Colistin nicht mehr. Das Notfallmedikament wird nur in lebensbedrohlichen Situationen eingesetzt, wenn alle anderen Antibiotika versagen. Wissenschaftler halten es für wahrscheinlich, dass das Resistenzgen aus der Tierhaltung stammt, denn dort wird Colistin im Gegensatz zur Humanmedizin in größeren Mengen eingesetzt.
Tatsächlich wurde das Gen in mehreren Proben aus einer Region mit intensiver Tierhaltung nachgewiesen. Resistente Erreger kommen aus den Ställen beispielsweise über Mist oder Gülle auf Felder und so in die Umwelt. Die Folge: Es bilden sich Resistenzen gegen wichtige Reserve Antibiotika, wie das Colistin.
Die Ergebnisse der Proben haben so auch die beteiligten Forscher überrascht. In der Art und Vielzahl hatte sie vorher niemand erwartet. In allen überprüften Gewässern wiesen die Wissenschaftler auch Erreger nach, bei denen besonders wichtige Medikamente, sogenannte Reserveantibiotika, nicht mehr wirken. Bei den gefundenen Keimen handelt es sich um multi-resistente gram-negative Bakterien (MRGN). Sie bereiten Ärzten zunehmend Sorge – mittlerweile deutlich mehr als die bekannten MRSA-Erreger. Denn sie können zu schwerwiegenden Erkrankungen führen, die schwer zu behandeln sind. Und die Zahl der Infektionen durch solche Erreger steigt. In Deutschland sterben Schätzungen zufolge mehrere tausend Menschen pro Jahr an Erkrankungen durch multiresistente Keime. Gefährdet sind insbesondere vorerkrankte, geschwächte Menschen, aber auch Ältere oder Neugeborene.
Zudem besteht das Risiko, dass die Bakterien weitergetragen und beispielsweise in Kliniken eingeschleppt werden. Dort können sie dann für geschwächte Menschen lebensbedrohlich sein.
Tatsächlich bringen immer mehr Patienten solche Keime mit in die Klinik, also tragen sie schon in sich, bevor sie aufgenommen werden, sagt Prof. Trinad Chakraborty, der Leiter der Mikrobiologie am Gießener Universitätsklinikum. „Es gibt eine Quelle für Resistenzen außerhalb der Klinik, und das ist ein Problem, das uns zunehmend interessiert.“ Sein Kollege, der Arzt Dr. Can Imirzalioglu, sagt, in den Proben aus Niedersachsen wären einige Keime dabei gewesen, die ihm größere Sorgen bereiten würden. „Wir haben Erreger gefunden, die bei bestimmten Patienten durchaus schwerwiegende Infektionen verursachen können und auch schon als sehr virulente, also sehr gefährliche Erreger beschrieben worden sind.“
Auch in dem Fluss Hase in Osnabrück, kurz hinter dem Auslauf des kommunalen Klärwerks, fanden die Wissenschaftler Erreger, gegen die bei einer Erkrankung fast kein Mittel mehr hilft. Außerdem haben sie dort insgesamt sehr hohe Konzentrationen an multiresistenten Keimen gemessen.
Beide Proben belegen ein generelles Problem: Kläranlagen in Deutschland sind derzeit nicht ausgerichtet, multiresistente Erreger komplett herauszufiltern.