Antragsempfänger*innen: Bezirkskonferenz der Jusos Oberbayern, Landeskonferenz der
Jusos Bayern
Der Sommer ist die Zeit im Jahr, in der die Bäume saftig grün sind, die Sonne scheint
den ganzen Tag, der Mensch sucht am nahen Gewässer Schatten und Kühle um zu dösen und
die Vögel zwitschern bis spät in den Abend und Grillen zirpen. So stellen wir uns
einen Sommertag vor.
Doch wie alles im Kapitalismus ist auch der Sommer nicht gerecht verteilt. Was für
die einen ein entspannter Abend auf der Dachterasse mit kühlendem Getränk ist, ist
für andere ein langer Tag in Betonwüsten am Rande des Hitzschlags, was für die einen
Naherholung bedeutet, bedeutet für andere endloser Stau im Heimatdorf, was für die
einen Sommerurlaub im Süden bedeutet, bedeutet für andere nach den Ferien wieder
nichts erzählen zu können und nach jedem Sommer kommt ein Winter, den die einen kaum
spüren und die anderen schon im Herbst frieren.
Wir wollen einen Sommer für alle, eine sommerlich, solidarische und demokratische
Gesellschaft an der alle partizipieren. Wir wollen dem Kapitalismus die Ressource
Sommer entziehen und den Sommer umverteilen. Sommer – Sonne – Sozialismus!
- 36 Grad und es wird noch heißer
Mit zunehmender Hitze, vor allem in dicht bebauten Städten, nimmt auch die Zahl der
Hitzetoten zu. Alleine in den Sommern 2018 bis 2020 starben in Deutschland etwa 20000
Menschen an Hitze – berechnet anhand der temperaturbedingten Übersterblichkeit. Vor
allem ältere Menschen sind betroffen. Dabei sind Hitzetote vermeidbar – bereits seit
2017 gibt es die acht Handlungsempfehlungen für Hitzeaktionspläne des
Umweltbundesamts. In Bayern sind bisher allerdings kaum Kommunen beteiligt. Es muss
ein Hitzeaktionsplan anhand dieser acht Empfehlungen auf Landesebene beschlossen
werden, den die Kommunen individuell anpassen können und bei deren Umsetzung sie von
der Landesebene unterstützt werden.
Dieser soll insbesondere die Nutzung eines Hitzewarnsystems, Information und
Kommunikation und besondere Beobachtung von Risikogruppen beinhalten. Einige
Arbeitnehmende sind durch ihren Beruf besonders gefährdet, Opfer von Hitze zu werden.
Wir werden uns dafür einsetzen, dass alle Menschen ausreichenden Arbeitsschutz
erfahren, der ab bestimmten Stufen greift und dessen Einhaltung kontrolliert wird.
Zusätzlich zu einem besseren Warn- und Schutzsystem müssen auch die Gesundheits- und
Sozialsysteme auf Hitzewellen vorbereitet werden. Zum Beispiel können damit
barrierefrei zugängliche, kühle Rückzugsorte geschaffen werden. Langfristig sind die
beste Prävention eine angepasste Stadtplanung und bauliche Änderungen mit mehr
Grünflächen und Flächenentsiegelung, denn je dichter eine Stadt bebaut und je stärker
der Boden einer Stadt versiegelt ist und je weniger Grün es in den Städten gibt, umso
schlechter kann sie auch nachts wieder auskühlen. Hier soll auch geprüft werden
zunehmend ungenutzte Flächen zu begrünen, wie zum Beispiel Dachflächen von
Bushaltestellen. Gerade bei Neubauten soll die Möglichkeit von Fassadenbegrünung
verpflichtend geprüft werden, denn diese kann ein Aufheizen der Fassade massiv
verringern und so auch positive Effekte für den Innenraum schaffen und eine
Alternative zu Klimaanlagen darstellen. Steingärten müssen landesweit verboten und
sollen durch Begrünung ersetzt werden. Auch die Luftqualität hat einen enormen Effekt
auf die Hitze in den Städten – stärkere Luftverschmutzung führt zu einem stärkeren
Aufheizen, deshalb ist auch die Verkehrswende ein wichtiger Teil der Hitzeprävention
in den Städten. Wo ein Auto parkt, könnte auch ein Baum wachsen.
Mit zunehmender Hitze ist auch die Versorgung mit Trinkwasser umso wichtiger, denn
Dehydrierung ist eine der gefährlichsten Gesundheitsfolgen anhaltender Hitze. Nicht
allen Menschen ist ein Zugang zu Trinkwasser immer und überall garantiert. Wir
fordern, dass Trinkwasser barrierefrei in allen Kommunen kostenlos zur Verfügung
steht. Absinkende Grundwasserspiegel und die damit verbundene Gefährdung der
Wasserversorgung, sind inzwischen auch bei uns in Oberbayern ein Problem. Mit dieser
wertvollen Ressource müssen wir deshalb schonender umgehen – die Grundlage dafür ist
eine wirksame Bayerische Wasserstrategie. Dabei setzen wir auf die ortsnahe
Wasserversorgung durch die Kommunen. Wir bekräftigen daher unsere Forderung nach mehr
adäquaten Wasserschutzgebieten in Bayern mit entsprechenden Kontrollsystemen. Die
Qualität von Trinkwasser muss durch entsprechende Kontrollen sichergestellt und der
Eintrag von schädlichen Stoffen wie Stickstoff aus der Landwirtschaft konsequent
reduziert werden. Wo immer Einträge entstehen oder entstanden sind, sind die Kosten
der Aufbereitung des Wassers entsprechend dem Verursacher*innenprinzip zu
organisieren – das heißt, dass Industrieunternehmen, die Wasserverschmutzung
verursachen, für Aufbereitungskosten aufkommen. Der Problematik Nutzwasser vs.
Trinkwasser wollen wir durch vermehrtes Wasserrecycling durch Förderung des Baus von
Regenwasserzisternen begegnen. Rigorosere Wassersparmaßnahmen lassen sich trotzdem
nicht vermeiden. Hier soll vor allem bei Industrie und Landwirtschaft angesetzt
werden, da diese den größten Hebel darstellen. Dafür soll ein Runder Tisch geschaffen
werden, um entsprechende Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Es müssen Pläne für die
Wasserwirtschaft entwickelt werden, die die Trinkwasserversorgung schützen, regionale
Wasserversorgungsverbünde sollen Engpässe ausgleichen helfen. Die überregionale
Zusammenarbeit bei der Wasserversorgung wollen wir stärken, die Wasserinfrastruktur
der Kommunen muss modernisiert werden. Dafür braucht es Förderprogramme des
Freistaats. Gleichzeitig darf die Trinkwasserversorgung nicht privatisiert werden –
wir lehnen den Ausverkauf von Trinkwasser an Investoren ab.
Die Kommunen müssen in der kommunalen Entwicklungsplanung die Voraussetzung für den
Aufbau von Schwammstädten bzw. Schwammdörfern, in denen Niederschläge u.a. im Boden
gespeichert oder wiederverwendet werden können. Wir wollen die Kreislaufwirtschaft
auch in der Wasserwirtschaft fördern, weitere Flächenversiegelungen müssen stark
eingeschränkt werden. An unseren umfassenden Beschlüssen zum Schutz der
Wasserversorgung halten wir fest.
Neben aller Prävention und Resilienz der Kommunen gegen den Klimawandel, muss das
Hauptziel natürlich der Kampf gegen den Klimawandel bleiben. Wichtige Bausteine dafür
sind für uns der dezentrale Ausbau erneuerbarer Energien, sowie die Verkehrswende
inklusive eines Verbots von Kurzstreckenflügen.
- Den Sommer mit vollen Zügen genießen
Teil einer demokratisierten Gesellschaft ist, dass jede*r am gesellschaftlichen Leben
teilnehmen kann – ohne auf ein bestimmtes Fortbewegungsmittel angewiesen zu sein.
Gleichzeitig bedeutet das für uns, dass öffentliche Räume allen offenstehen und von
allen genutzt werden können. Sie sollen Austausch und Kontakt ermöglichen und
fördern.
Mit dem 49-Euro-Ticket ist ein Schritt zu besserem öffentlichem Nahverkehr (ÖPNV)
gemacht: Unübersichtliche Tarifstrukturen fallen weg, der ÖPNV wird leichter nutzbar.
Gleichzeitig lohnt sich das Ticket für manche nicht – und viele können es sich nicht
leisten. Wir wollen ein 0-Euro-Ticket für alle!
Dabei vergessen wir auch nicht die Perspektive der Arbeiter*innen bei den
Verkehrsunternehmen. Viele werden für ihre Arbeit nicht angemessen bezahlt. Das
betrifft u.a. die Zugbegleiter*innen, das Sicherheits- und Servicepersonal sowie
Werkstätten. Der Staat muss Tariftreue zur Bedingung seiner Zusammenarbeit mit
Verkehrsunternehmen machen, langfristig muss die Deutsche Bahn zurück in die
öffentliche Hand.
Ein attraktiver ÖPNV sorgt auch dafür, dass Menschen vom Auto in Bahn, Tram und Bus
umsteigen – auf dem Land und in der Stadt.
Besonders in Tourismusregionen ist das oft schwer, der ÖPNV und der Regionalverkehr
sind nicht ausreichend ausgebaut.
Gerade in diesen Regionen kann dadurch aber nachhaltiger Tourismus möglich werden.
Dazu müssen stillgelegte Bahnstrecken reaktiviert sowie die Reaktivierung Kriterien
gesenkt werden, es braucht mehr Verbindungen und mehr regionale Knotenpunkte, so dass
die Reisezeit kürzer wird. Vor Ort braucht es Förderungen für Busse. Wenn das Angebot
ausgebaut ist, kann auch der Autoverkehr reduziert werden und Parkflächen können
anders genutzt werden.
Auch in Städten braucht der ÖPNV noch Verbesserungen – Verkehrsmittel müssen endlich
24 Stunden durchgängig fahren und Takte müssen ausgebaut, nicht ausgedünnt werden. An
ÖPNV-Knotenpunkten außerhalb der Innenstädte braucht es kostenfreie Park&Ride-
Anlagen, damit der Umstieg für Menschen, die auf dem Land ein Auto brauchen,
unkompliziert ist.
Der ÖPNV muss für alle barrierefrei sein, egal, ob Menschen im Rollstuhl oder mit
einem Kinderwagen mitfahren. Aktuell ist in Zügen für Kinderwagen oft kein Platz, im
Regionalverkehr müssen sich Personen mit Behinderung vor einer Fahrt anmelden.
Fahrradanhänger an Bussen oder Wagen sorgen für mehr Platz im Fahrgastbereich – und
für mehr Platz für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer*innen. Auch braucht es
Orientierungspunkte für Blinde Personen an den Zügen und Bussen.
Mit diesen Verbesserungen kann in den Städten der öffentliche Raum mehr sein als
Straße und Parkplatz. Wir wollen Städte zu Naherholungsgebieten machen und dazu Parks
und Grünzüge fördern und schützen. Dabei müssen diese Orte auch für alle Menschen
zugänglich und für die Freizeit nutzbar sein. Gleichzeitig braucht es mehr
öffentlichen Raum ohne Konsumzwang und einen Ausbau der Stadtarchitektur, z.B. mit
Bänken, Trinkbrunnen und öffentlichen Toiletten.
- Allen ein Platz an der Sonne
Sommerzeit ist Ferienzeit – für viele Arbeitnehmer*innen und Familien ist das die
Zeit der Erholung und Freizeit.
Kinder aus ärmeren Familien sind davon jedoch häufig ausgeschlossen, ihnen bleibt ein
Sommerurlaub oft verwehrt. Gleichzeitig fallen mit geschlossenen Schulen und
Kindergärten wichtige Lebens- und Erlebnisräume über Wochen weg. Wir wollen, dass
alle Kinder die Möglichkeit bekommen, ihre freie Zeit im Sommer zu genießen. Dazu
braucht es Förderungen für ärmere Familien, damit Urlaube möglich sind. Angebote für
Ferienfreizeiten müssen umfassend finanziert werden, sodass zusätzliche Beiträge
entfallen können. Für jedes Kind muss es unabhängig vom Einkommen der Eltern möglich
sein, Sommerferien zu verbringen, von denen es erzählen kann. Bereits vorhandene
Unterstützungen für den Aufenthalt in gemeinnützigen Familienferienstätten müssen so
ausgeweitet werden, dass nicht nur die Unterbringungskosten gefördert oder
bezuschusst werden, sondern auch Ausflüge möglich sind und die Kosten auch dafür
übernommen werden. Die hauptamtlichen und ehrenamtlichen Begleiter*innen müssen
wenigstens nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bezahlt werden.
Auch ist klar: Viele Menschen müssen in Ferienzeiten arbeiten, um ihre Familie
versorgen zu können. Beste Garantie für Freizeit von der Arbeit sind deshalb
Gewerkschaften, die Tarifverträge mit guten Bedingungen für Familien, höheren
Urlaubsanspruch und Urlaubsgeld durchsetzen können. Arbeitskampf ist für uns deshalb
gleich mehrfach der Kampf dafür, allen einen Platz an der Sonne zu geben.
Auch zu Hause muss Urlaub und Freizeit verbracht werden können und Erholung möglich
sein. Besonders Schwimm- und – im Sommer – Freibäder sind für viele willkommene
Abwechslung und Abkühlung in den Sommermonaten.
Für viele Kommunen ist der Betrieb eigener Bäder aber finanziell kaum zu stemmen.
Gleichzeitig müssen die Eintrittspreise auch ohne besondere Vergünstigungen niedrig
sein. Es braucht deshalb höhere Zuschüsse von Land und Bund für den Bau, Erhalt und
Betrieb sowie für die Personalkosten von kommunalen Bädern. Sie fördern das
gesellschaftliche Leben vor Ort und steigern die Attraktivität von Wohngegenden.
Gleichzeitig sind kommunale Bäder nötig, damit alle Kinder Schwimmunterricht bekommen
können. Die aktuell hohen Nichtschwimmerquoten müssen dringend sinken, dazu braucht
es flächendeckende, kostenfreie und ausfinanzierte Schwimmkurse.
In diesem Zusammenhang ist es auch von zentraler Bedeutung, dem Mangel an
Rettungsschwimmer*innen entgegenzusteuern. Wir wollen das Engagement als
Rettungsschwimmer*in besser vergüten. Mit Blick auf die hohen
Nichtschwimmer*innenzahlen sorgen sie für Sicherheit, ohne sie müssten viele Bäder
schließen.
- Auch im Sommer: Preissteigerungen nicht aus dem Blick verlieren
Während wir entspannt im Freibad oder am Badesee liegen wollen, ist es deutlich
spürbar, dass der letzte Winter seine Spuren hinterlassen hat: Aufgrund steigender
Energiepreise aber auch, weil Konzerne die Gelegenheit nutzen, um ihre Profite zu
vergrößern, erleben wir weiterhin enorme Folgen der Inflation. Egal ob die Pommes im
Freibad oder die Lebensmittel im Supermarkt, viele Menschen erleben weiterhin
Reallohnverluste – auch trotz guter Abschlüsse – und immer mehr Menschen machen sich
Sorgen, wie sie am Ende des Monats alle ihre Rechnungen bezahlen sollen.
Deswegen darf uns die Leichtigkeit des Sommers nicht darüber hinwegtäuschen, dass
auch im kommenden Winter damit zu rechnen ist, dass die Energiepreise weiterhin teuer
sind, dass Heizen weiterhin eine Belastung für viele Haushalte ist und dass die
Teuerungen bei vielen Menschen die Rücklagen auffressen. Daher halten wir daran fest,
dass beispielsweise durch eine Abschaffung der Mehrwertsteuer und durch z.B. die
Einführung von Übergewinnsteuern die Krise nicht weiter auf dem Rücken derjenigen
ausgetragen wird, die wenig haben, während diejenigen, die viel haben, in
Krisenzeiten ihr Vermögen auch noch vermehren.
Änderungsanträge
Status | Kürzel | Aktion | Seite | Zeile | AntragstellerInnen | Text | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Nicht abgestimmt | Ä1 zum I2 | Z. 645 | OBB | ersetze in Z. 645: "Allen ein Platz an der Sonne" durch: "Allen ein schöner Sommer in der Sonne" ersetze in Z. 645: "allen einen Platz an der Sonne" durch: "allen einen schönen Sommer in der Sonne" |